Der Ursprung der heutigen gängigen Kartensysteme, die etwa seit dem 16.
Jahrhundert in ihrer jetzigen Form existieren, wird bereits im alten
Ägypten vermutet. Wahrscheinlich ist die elementare Symbolsprache unserer
Karten noch viel älter und geht auf die sumerische Kultur zurück. Eine
gesonderte Rolle hierbei spielt die grosse Arkana der Tarotkarten, deren
Bildsprache von geheimen Zirkeln durch die Jahrtausende gerettet sein sollen.
Auch Indien und China werden als Ursprungsland des Kartenlegen als Kandidaten
erwähnt, kannten Sie doch bereits das Papier als Informationsträger als
Europa noch gänzlich unzivilisiert war. Welche Zirkel, Geheimbünde und
Gesellschaften die Kartensysteme bereichert haben ist nur teilweise erforscht.
Tatsächlich handelt es sich um ein über die Jahrhunderte weiterentwickeltes
Kulturgut das eine enorme Vielfalt an symbolischen Werkzeugen enthält die
alle wesentlichen Aspekte der menschlichen Seele kennt. Weissagungskarten
sind ein Spiegel des menschlichen Geistes, egal in welchem Ort oder welcher Zeit
man gerade lebt.
Der Siegeszug der Wahrsagekarten in Europa kennt wichtige zwei Hauptströmungen.
Die eine Strömung resultiert aus einfachen Spielkarten, die andere Strömung
aus frühen Wahrsagekarten. Beide Einflüsse haben sich vermischt wie Wasser und
Erde, bildeten gemeinsam den fruchtbaren Boden für das Aufkeimen
viel älterer fast vergessener Karten-Symbole. Diese beiden
Einflüsse brachten erst die heutige Symbolkraft und Vielfalt viel älterer
Weisheiten wie eine edle Pflanze zum Erblühen. Zwischenzeitlich wurden
Weissagesysteme in Europa von der Kirche verteufelt und zeitweise bekämpft, da
man den alleinigen Anspruch auf Wahrheit und Transzendenz in Anspruch nahm.
Die ersten Spielkarten wurden im 14. Jahrhundert aus der islamischen
Welt primär in Spanien eingeführt. Die sogenannten
Mamelucken-Karten
bestanden aus vier Sätzen (Kelche, Schwerter, Münzen und Stäbe) mit zehn
Zahlenkarten und jeweil 3 Hofkarten (König, Stellvertreter und Stellvertreter-
Stellvertreter). Hieraus entwickelten sich später Herz, Pik, Karo und Kreuz
und den 3 Hofkarten wurde eine weitere - die Dame hinzugefügt.
Die andere Strömung, bei der Karten ausschließlich zur Weissagung Anwendung
fanden stammte vom Zigeunern, die die Karten von Ort zu Ort zur Aufbesserung
Ihres Lebensunterhalts verwendeten. Mangels Drucktechnik mußten die Karten
zur Vervielfältigung von Hand gezeichnet werden und es existierte
in den einzelnen Zigeuner - Familien jeweils völlig
unterschiedliche Kartensysteme. Meistens bestanden diese Karten nur aus
einfachen Symbolen oder Schriftzeichen deren Bedeutung nur mündlich von
Generation zu Generation weitergegeben wurde und das Wissen ist oft verloren
gegangen. Diese Zigeunerkarten hatten einen tragenden Anteil an der Verbreitung
von Spielkarten als Wahrsagekarten und machten das Kartenlegen im mittelalterlichen
Europa populär. Die heutigen
'Zigeunerkarten' sind übrigens erst im
18. Jahrhundert - also viel später - entstanden und aufgrund der Popularität
des Begriffs
Zigeuner-Karten so bezeichnet.
Das erste Tarotspiel entstand gegen Ende des 15. Jahrhunders und bestand
bereits aus der großen Arkana (22) und der kleinen Arkana (56) - insgesamt 78 Karten.
Es wurde als
Venetianisches Tarot oder auch
Tarot von Marseille
bekannt. Der wahre Ursprungsort des ersten Tarot ist unbekannt. Die 78 Karten
tragen implizit ein übergeordnetes Zahlensymbol in sich die in der
jüdischen, islamischen und christlichen Welt spirituelle Vollständigkeit
symbolisiert - die Zahl 12. Die Summe der ersten 12 Zahlen (1 + 2 + 3 + 4 + 5 +
6 + 7 + 8 + 9 + 10 + 11 + 12) ergibt 78. Die Symbolik und die Bildsprache
des
Tarot von Marseille
floß später in das heute bekannteste Kartendeck, dem
Raider-Waite-Tarot und
den
Lenormand-Karten ein, die wiederum die
Zigeunerkarten
und die
Kipperkarten inspirierten. Diese Kartendecks und deren
Geschichte wird in den späteren Kapiteln eingehender Beschrieben.
Erwähnenswert zum Tarot-Deck ist deren Anzahl zahlloser Derivate und Variationen.
Der erste große Künstler, der ein eigenes Tarotdeck malte war niemand
geringeres als Albrech Dürer (Tarots von Mantegna), später folgten bekannte
Derivate von Salvador Dali, Aleister Crowley und in der Neuzeit
das Giger-Tarot vom Künstler H.R. Giger.
Mit Einführung der Drucktechnik wurde Wahrsagekarten einer breiten Masse
zugänglich. Insbesondere im Bürgertum des 17 Jahrhunders war das Kartenlegen
ein beliebter Zeitvertreib wohlhabender Damen der Oberschicht. Die mit Abstand
weiteste Verbreitung fand das
Raider-Waite-Tarot vom Verleger Rider und
dem Autor Arthur Edward Waite, Leiter des Ordens
Order of the Golden Dawn.
Verlegt wurde das Deck erstmalig im Dezember 1909.
Die Künsterin Pamela Colman-Smith, ebenfalls ein Ordensmitglied des Golden-Dawn
zeichnete die verbreitesten Wahrsagekarten der Welt.
Der Okkultist Aleister Crowley veröffentlichte 1944 sein Crowley-Tarot unter
dem Namen
Das Buch Thot. Auch er sah den Ursprung der Karten im alten
Ägypten, wie bereits gegen Ende des 18. Jahrhunders der Okkultist Etteilla,
der eine eigene korrigierte Tarot-Version herausbrachte, welche jedoch vom
okkultisten Eliphas Levi und anderen später verworfen worden ist.
Um schon einmal mit den Karten und Legesystem etwa vertraut zu werden üben Sie bitte etwas mit dem interaktiven Kartenlegen-App bevor Sie weiterlesen:
Tarot und Lenormand Legesysteme
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