Der indische Mystiker und Philosoph Aurobindo spricht davon, dass die Kraft der Seele nicht nur im einzelnen Menschen zu finden ist, sondern auch in einer Volksseele oder Gruppenseele stecken kann - als Individualität auf einer gemeinsamen Ebene. Dort entwickelt sie auf ihre bestimmte Art eine gemeinsame Seelenkraft, die nur für diese eine Gruppe genau so in Erscheinung tritt.
Kollektive Seelenkraft entsteht durch eine bestimmte Art, auf Situationen zu reagieren. Immer wieder steht eine Gruppe gewissen, historischen Ereignissen gegenüber. Dabei trifft der Einzelne auf das, was seine individuelle Herausforderung darstellt. Diese Herausforderung reflektiert sich auch im kollektiven Umfeld durch eine bestimmte, einzigartige Situation. Das Menschsein erscheint nun in einer besonderen Färbung, eben durch die spezielle kulturelle Kraft und Einzigartigkeit.
Was ist aber überhaupt die Kraft der Seele?
Die Wirklichkeiten, welche die Seele hervorbringt, hängen stark mit dem Eigenen zusammen, im Gegensatz zum Geistigen, das nichts Eigenes an sich hat, wie auch das Materielle nichts Eigenes an sich hat, auch wenn wir ständig von 'mein' und 'dein' reden.
Die Orientierung im Seelenraum funktioniert am besten, wenn wir uns innerlich mit den Erscheinungen auseinandersetzen, die im eigenen Bewusstsein auftauchen, sie bewusst anschauen und uns fragen: was ist das für eine Kraft und was ist das Verbindende daran?
Stoßen wir dabei auf Begrenzung, können wir davon ausgehen, dass das Ego die Bühne betritt, also die Vorstellung von dem, was ist. Die Seele hingegen ist frei und verbindend. Sie ist mit dem Fühlen verbunden, also dem, was über 'mich' etwas aussagt.
Gefühle können sowohl abgrenzender Natur sein, wenn etwas als 'nicht ich' oder nicht zu mir gehörig identifiziert wird, und es gibt auch Gefühle, die 'anderes' einlassen, Liebe z.B., sie öffnet die Seele zum Fremden hin.
Schon seit dem Altertum fragen sich Weise und Philosophen, wie es überhaupt möglich ist, das in die Seele etwas hineingelangt und wo sie die Kraft hernimmt, sich über sich selbst hinaus zu entwickeln? Diese uralten philosophischen Fragen sind immer noch hoch brisant und warten auf neue Annäherungsweisen.
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